Von Dresden bis nach Gambia
Vom 27. Februar bis 26. März 2009 nahmen Thomas Kühn und Stephan Saloschin aus Königswinter bei Bonn mit ihrem T3 Transporter an der Rallye Dresden-Dakar-Banjul teil. Nach der Ankunft in dem westafrikanischen Staat Gambia wurde der Bulli für einen guten Zweck versteigert.
Zweimal pro Jahr führen die Vereine "Breitengrad" und "Hilfe für Gambia" die Rallye Dresden-Dakar-Banjul durch. Banjul ist die 8.000 Kilometer entfernt liegende Hauptstadt des westafrikanischen Staates Gambia. Mit der Rallye soll den Teilnehmern eine Autotour durch vier Länder Afrikas zu überschaubaren Kosten ermöglicht werden. Noch wichtiger ist aber, dass dadurch verschiedene soziale Projekte in Gambia finanziell und mit Sachspenden unterstützt werden.
An der Rallye Dresden-Dakar-Banjul kann jeder mit einem geeigneten Auto (alle Fahrzeugtypen sämtlicher Hersteller) teilnehmen. Es gibt lediglich eine Bedingung: Die Eigentümer müssen sich von ihren Fahrzeugen nach Beendigung der Rallye in Gambia trennen. Die Autos werden dann versteigert, um von den Erlösen die Hilfsprojekte weiterhin finanzieren zu können.
Vom 27. Februar bis 26. März 2009 machten sich insgesamt 112 Teilnehmer in 57 Fahrzeugen (darunter fünf T3 und ein T4) auf den Weg nach Westafrika, darunter auch mein Freund Stephan Saloschin und ich in unserem T3-Transporter.
Unsere Motivation war zum einen Abenteuerlust: Wir wollten mit unserem Bulli den afrikanischen Kontinent zur Hälfte durchqueren, durch die Sahara fahren sowie Land, Leute und Kulturen kennenlernen und auch mal an unsere körperlichen und psychischen Grenzen gelangen. Auf der anderen Seite stand der karitative Aspekt, denn unseren T3 wollten wir nach der Ankunft in Gambia spenden.
Den sehr gut erhaltenen weißen T3 Transporter (1,7L Diesel, Bj. 1990, 57 PS) hatten wir im Oktober 2008 für 950 Euro von einem VW-Mechaniker gekauft. Das Fahrzeug hatte 213.500 Kilometer auf dem Tacho. Vier Sommerreifen gab es noch dazu. Abgesehen von einer Delle in der Schiebetür und einer kleinen Delle neben der Heckklappe war die Karosserie absolut in Ordnung. Minimale Rostspuren übersahen wir angesichts des hohen Alters des Bullis einfach.
Wir verpassten dem Motor einen Ölwechsel, tauschten den Simmerring an der Kurbelwelle aus und reparierten die Elektrik. Zusätzlich bekam der T3 für die Rallye einen Dachgepäckträger, der Halt für zwei lange Sandbleche bot, sowie einen Kuhfänger mit Scheinwerfergittern und je einen Unterfahrschutz aus 1,5 Millimeter Stahlplatten für Tank und Ölwanne.
Dann bauten wir noch zwei Schlafplätze ein und beluden den T3 mit allem, was wir für die vierwöchige Reise brauchten, so dass der Bulli bei der Abreise ca. 2,0 Tonnen wog. In Afrika luden wir noch 110 Liter Diesel und 100 Liter Trinkwasser hinzu.
Die Rallye-Route führte uns von Deutschland über Frankreich und Spanien an die Straße von Gibraltar. Von dort ging es mit der Fähre nach Marrakesch. Nachdem wir die Grenze zu Mauretanien hinter uns gelassen hatten, fuhren wir 700 Kilometer durch die Sahara. Danach durchquerten wir den Senegal und erreichten schließlich nach 8.000 Kilometern unseren Zielort Banjul in Gambia.
Das eindrucksvollste Reiseerlebnis war für Stephan und mich der Sahara-Abschnitt. Hinter Nouadibou in Mauretanien machten wir uns in zwei Gruppen mit einheimischen Guides auf den Weg durch die Wüste. Unser Bulli musste dabei teilweise mit abgelassenen Reifen auf 0,8 bar mit Tempo 70 im zweiten Gang durch Tiefsand fahren und das bei Temperaturen von bis zu 54 Grad Celsius. Dennoch verlief unsere Sahara-Etappe ohne Probleme und nach fünf Tagen hatten wir es geschafft.
Auch von technischen Pannen blieben wir weitgehend verschont. So hatten wir während der gesamten Rallye nur ein loses Gaspedal und einen Reifenplatzer bei Tempo 90 auf einer mauretanischen Landstraße. Da wir aber vier Ersatzreifen mit uns führten, konnten wir den Schaden zügig beheben.
Bei unserer Ankunft in Gambia wurden wir vom Polizeichef persönlich empfangen und über abgesperrte Straßen zu unserem Campingplatz gebracht. Nachdem wir unsere Fahrzeuge entladen und gereinigt hatten, trafen wir uns mit den anderen Rallye-Teilnehmern im Independence Stadium von Banjul, wo die 57 Fahrzeuge zur Begutachtung aufgestellt wurden.
Bei der anschließenden Auktion wurden die Autos versteigert. Unser T3 erbrachte einen Erlös von 23.000 Dalassi, was ungefähr 800 Euro entspricht. Durch die Versteigerung wurde ein Gesamterlös von fast 60.000 Euro erzielt. Dieses Geld kommt nun verschiedenen einheimischen Hilfsprojekten zugute.
Für uns Mitteleuropäer war die Rallye Dresden-Dakar-Banjul eine großartige Erfahrung: Wir hatten Spaß, Anstrengungen, Adrenalin und viele Einblicke in Länder, die wir bislang nur aus dem Fernsehen kannten. Und wir haben die Freude der Menschen gesehen, denen wir unsere Spenden übergaben und das war das Wichtigste.
2011 möchte ich noch einmal an dieser Rallye teilnehmen. Für das Fahrzeug habe ich mich noch nicht entschieden. Da ich aber von den Qualitäten des T3 restlos überzeugt bin, könnte es durchaus wieder ein Bulli werden.