Zwei Liechtensteiner fahren in die Wüste
Mario Falk und Manfred Banzer erwartet im Februar ein außergewöhnliches Abenteuer. Mit einem ausgemusterten VW-Bus, den die gelernten Automechaniker auf Vordermann brachten, geht es nach Gambia. In Banjul wird der VW-Bus dann versteigert. Der Erlös sowie die Spenden, welche die beiden mitbringen, fließen in Kinderhilfsprojekte in Banjul.
Absolute Autofreaks mit Leidenschaft für die gute Tat, so könnte man Mario Falk und Manfred Banzer bezeichnen. «Wir kennen uns seit unserer Jugend und ich kann mich kaum daran erinnern, dass wir in unserer Freizeit einmal nicht an einem Auto herumgeschraubt hätten», erinnert sich Mario Falk, der seit dreizehn Jahren bei der Landespolizei arbeitet. Zuvor war er in einem Unternehmen als Automechaniker tätig. «Autos sind immer noch eine große Leidenschaft von uns. Ansonsten wären wir gar nicht auf die Idee gekommen, bei der Rallye Dresden– Dakar–Banjul mitzumachen.»
Im letzten Jahr restaurierte Mario Falk einen alten Toyota-Jeep und sagte zu seiner Frau Sabine, dass er damit eines Tages nach Mauretanien fahren wolle – alleine. «Sie war davon nur wenig begeistert. Man könnte sagen, sie war sehr besorgt», schmunzelt Falk.
Auf dem TV-Sender DMAX sah Sabine dann eine perfekte Alternative für die Abenteuerlust ihres Mannes: «Die Kombination aus Abenteuer und Charity in der Dokumentation über die Rallye hat es ihr angetan. Und als sie mir sagte, ich solle doch vielleicht etwas für einen guten Zweck machen und vor allem nicht alleine nach Afrika fahren, dachte ich gleich an Manfred», erinnert sich Mario Falk an den Ursprung des Abenteuers.
Mit Manfred Banzer ist Mario Falk bereits seit mehr als 30 Jahren befreundet. Banzer, selbst gelernter Automechaniker, trat vor drei Jahren den Dienst bei der Landespolizei an und arbeitet wie sein Freund Mario ebenfalls in der Einsatzzentrale. Die Ehefrauen der beiden heißen beide Sabine: «Es gibt einige Parallelen in unserem Leben – das stimmt», lacht der ruhigere Pol des Duos. Vielen dürfte Banzer noch aus dem Sportteil der Zeitung ein Begriff sein. Während drei Jahren war er als Rennfahrer in der Gruppe N und später in der Formel 3 unterwegs. Als Betreuer und Berater mit dabei: Mario Falk.
Das nächste Abenteuer wird die beiden nun nach Afrika führen. Seit 2006 führt der Verein «Breitengrad e.V.» für eine Hilfsorganisation (DBO) in Afrika jährlich zweimal diese spezielle Rallye durch und erstmals werden Liechtensteiner den Weg nach Gambia antreten.
Das Ziel: Mit wüstentauglich gemachten Fahrzeugen fahren ca. 50 Teams nach Banjul, versteigern dort ihre Fahrzeuge und übergeben den Erlös der Autos sowie die Sach- und Geldspenden bedürftigen Kindern. Zurück nach Liechtenstein geht's dann mit dem Flugzeug. «Zum einen reizt es uns, einmal auf eigene Faust die Wüste zu erkunden, zum anderen ist der karitative Aspekt dieser Aktion natürlich sensationell. Dass wir den VW-Bus wüstentauglich machen mussten, kam uns natürlich sehr entgegen», amüsiert sich Falk, der gleich nach dem Tipp seiner Frau zur Tat schritt und Manfred über das Vorhaben informierte. «Ich war begeistert von der Idee, die Wüste zu erkunden und dabei auch noch etwas Gutes zu tun», sagt Banzer, der sofort zusagte.
Manfred schrieb die Gemeinde Vaduz an und erkundigte sich zunächst darüber, ob es eventuell alte Feuerwehrfahrzeuge gebe, die demnächst ausgemustert werden.
«Da gab es zwar kein passendes Auto, aber trotzdem eine sehr gute Nachricht: Die Gemeinde Vaduz unterstützt uns mit einer großzügigen Spende für die DBO», erklärt Mario Falk.
Nun begannen sie sich an Private zu wenden. «Wir tauchten dann bei der Fix Reinigung in Balzers auf und fragten, ob demnächst ein VW-Bus ausgemustert werde. Wir hatten Glück», erzählt Falk, denn Banzer konnte im Juni einen alten Bus der Reinigung für wenig Geld erstehen.
Auf die Beiden wartete fortan viel Arbeit. «Man merkte dem Bus an, dass er schon einige Jahre und Kilometer auf dem Buckel hatte», erinnert sich Manfred Banzer, «doch wir haben aus ihm das Beste gemacht und jetzt sind wir stolz, dass er fertig ist.» Auch mit dem Arbeitgeber gab es keine Probleme, im Gegenteil. «Unser Chef hat die Idee von Anfang an unterstützt, und so können wir nun für einen Monat – vom 8. Februar bis zum 5. März 2014 – unser Abenteuer angehen», freut sich Mario Falk.
Während der Arbeit am Bus liefen parallel auch die Bemühungen um Sponsoren. Hier war vor allem Manfred engagiert und konnte für die Reparaturen am Bus und das Benzingeld bisher knapp 1700 Franken sammeln. Das Geld der Gemeinde Vaduz und diverse andere Spenden laufen in dieser Rechnung separat und werden direkt an die DBO übergeben. Die Beiden rechnen im Ganzen mit Kosten von ca. 3500 Franken pro Person inkl. Benzin, Visa, Startgeld, Fähren- und Mautgebühren. «Wir werden auf unserer Homepage alles ganz transparent darstellen. Uns ist wichtig, dass die Spender und Sponsoren wissen, dass wir alle ihre Spenden an die DBO übergeben und lediglich das Sponsorengeld für den Bus und die Benzinkosten aufwenden. Es kommt also jeder Franken dorthin, wo er hingehört», stellt Falk klar.
Alle Kosten, die nichts mit dem Fahrzeug zu tun haben, berappen die Abenteurer dann aus der eigenen Tasche. «Auch bei den Sachspenden waren die Leute spendabel, hierfür haben wir leider schon jetzt keinen Platz mehr. ir haben die Zusage für Kinderkleider, Bälle, Fußballschuhe und Spielsachen von Privaten oder anderen Organisationen für die Kinder vor Ort schon bereit», erklärt Banzer, dessen Sohn Luca selbst Fußballer ist und seine alten Fußballschuhe gerne zur Verfügung stellt. Auch Lucas Fußballkollegen waren gerne bereit, Schuhe für den guten Zweck abzugeben.
Ihre Route führt sie über Spanien nach Gibraltar. «Als sehr gute Freunde, die in Spanien ein Ferienhaus besitzen, erfahren haben, dass wir diese Tour machen, luden sie uns spontan ein, bei ihnen zu übernachten. In Gibraltar befindet sich der erste Treffpunkt, wo sich alle Fahrer obligatorisch treffen. Danach werden die zwei Betten, die Falk und Banzer im Bus montiert haben, als Schlafgemach dienen. Vor Kriminalität fürchten sich die beiden nicht. «In den sieben Jahren, seit es die Rallye gibt, gab es nicht einen Zwischenfall, weder ein Unfall noch einen kriminellen Übergriff auf die Teilnehmer. Daher gehen wir beruhigt an die Sache heran», schildert Falk.
Wie die Teilnehmer dann ihren Weg bis zum zweiten Treffpunkt in Mauretanien gestalten, ist ihnen selbst überlassen. Falk und Banzer jedenfalls sehen diesen Trip als große Chance, Marokko und die Wüste der Westsahara zu erkunden. Von Mauretanien aus fahren die 50 Teams im Konvoi nach Gambia, wo sie dann ihre Fahrzeuge und Spenden direkt unter das Volk bringen. «Dort müssen wir selbst schauen, dass unser Bus bei der öffentlichen Versteigerung einen möglichst hohen Preis erzielt», erklärt Falk.
Auf ihrer Homepage, die sie als Laien selbst gestaltet haben, haben die beiden ihr Projekt und das Projekt «Rallye Dresden–Dakar–Banjul» vorgestellt. Hier werden sie dann auch, je nach Internetverbindung, Bilder und Videos ihrer Reise als Dokumentation für Interessierte laufend aktualisieren.
Besondere Freude werden die Zwei sicher verspüren, wenn sie die strahlenden Kinderaugen sehen, die mit Freude ihre Geschenke entgegennehmen. «Und wir freuen uns auch auf die strahlenden Augen der daheim Gebliebenen, wenn wir nach einem Monat wieder zu Hause sind», fiebern die beiden Abenteurer sowohl der Hin- als auch der Heimreise entgegen.
An dieser Stelle bedanken wir uns bei "Liewo - Die Sonntagszeitung" für die freundliche Genehmigung der Verwendung dieses Artikels.
Steckbrief:
Name: Mario Falk/Manfred Banzer
Jahrgang: 1964/1967
Wohnort: Vaduz/Triesen
Hobbys: Auto, Reisen, Familie und Freunde
Beruf: Disponent bei der Landesnotruf- und Einsatzzentrale der Landespolizei
Musik: Blues und Rock/Hardrock
Lieblingsessen: Italienisch/Käsknöpfle von Sabine
Lieblingsgetränk: Bier, Wein, Wasser
Stärke: Kommunikation und Ideen/Organisationstalent
Schwäche: «Ich sehe meine Schwächen nicht immer»/«Ich bin zu ruhig»
Internet: mama-li.jimdo.com
Spendenkonto: «Mario Falk und Manfred Banzer Spende Kinderhilfe DBO», VP Bank, LI18 0880 5503 9038 0000 1