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Zweieinhalb Jahre im T2 durch Südamerika

Zweieinhalb Jahre Ferien und der täglichen Routine völlig entfliehen: Wer hat nicht schon einmal davon geträumt? Katrin Mackrodt und Frank-Ivo Schulz haben sich entschieden, ihr geregeltes Leben aufzugeben und mit dem VW Bus durch Südamerika zu fahren.

Die Bulli-Familie in Bolivien. ©www.volle-pulle.net

Gemeinsam mit ihrem Sohn Elias sind sie mit einem 1976er T2b-Bulli von 2005 bis 2008 unterwegs. Der Bulli wird in einem Container von Hamburg nach Buenos Aires verschifft. Von dort führt die Reise 55.000 Kilometer durch Argentinien, Chile, Bolivien, Peru, Ecuador und Uruguay.

Zunächst geht es an der argentinischen Ostküste entlang in Richtung Feuerland. Das erste Weihnachtsfest wird in Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt, gefeiert. Von hier führt die Fahrt nordwärts entlang der Anden durch die unendlichen Weiten Patagoniens. Schnurgerade zieht sich eine Schotterpiste entlang von schneebedeckten Bergen, vorbei an Gletschern, glasklaren Flüssen und türkisfarbenen Seen. Tagelang werden auf dieser Piste Fiktion und Wirklichkeit zu einem einmaligen Erlebnis verrüttelt.

Elias beim Fensterputzen. ©www.volle-pulle.net

In Chile lockt ein weiteres Ziel, die Carretera Austral, die südlichste Straße auf dem chilenischen Festland. Hier im kalten Regenwald wachsen die Bäume über 1.000 Jahre lang und Blätter werden so groß wie Sonnenschirme. Je weiter nördlich die Bulli-Familie kommt, desto höher werden die Anden.

Bis zu 5.000 Meter hohe Pässe sind zu überqueren, um von einem Land ins nächste zu gelangen. Hoch oben in den Anden, sieben Monate nach Beginn der Reise, hat der Motor dann einen Totalschaden. Doch aufgeben kommt nicht in Frage.

Im peruanischen Dschungel. ©www.volle-pulle.net

Nach zweimonatigem Warten auf Ersatzteile in der bolivianischen Hauptstadt La Paz rollt der Bulli wieder, und die erste Testfahrt führt auf schwierigsten Pisten zum großen Salzsee im bolivianischen Hochland. Die Temperaturen fallen in der Nacht auf minus 18 Grad. Monatelang halten sich die drei Reisenden in Höhen um 4.000 Meter auf, tauchen ein in die indigenen Kulturen der Andenvölker mit ihren farbenfrohen Trachten und den geheimnisvollen Inkaruinen.

In Peru wird ein Abstecher tief in den feuchtheißen Dschungel gemacht. Schlammlöcher und breite Flüsse sind zu überqueren. Doch der Bus schafft es bis an das Ende der Piste. Und es stellt sich die Frage: "Braucht man wirklich einen Geländewagen?"

Am Äquator in Ecuador. ©www.volle-pulle.net

Die Panamericana an der peruanischen Pazifikküste führt die Bulli-Familie schließlich bis nach Ecuador - in den Dschungel, zu aktiven Vulkanen und fantastischen Stränden.

Nach einem halben Jahr beginnt die Rückreise nach Buenos Aires.

Und wieder geht es durch die Anden, diesmal noch weiter fernab der Zivilisation. 100 Liter Benzin extra müssen zusätzlich mitgenommen werden, um die farbintensiven Lagunen im südbolivianischen Altiplano zu erreichen. Pisten, auf denen sonst nur Geländewagen anzutreffen sind.

In den Anden. ©www.volle-pulle.net

Mehr als 10.000 Kilometer abseits der Asphaltstraßen hinterlassen beim Bulli deutliche Spuren: gerissene Kupplungsseile, abgerissene Stoßdämpfer, einen durch Steinschläge verbeulten Unterboden und einen Riss in der Vorderachse.

Eine geplante Route gibt es während der Reise nicht. Ganz nach dem Motto "der Weg ist das Ziel" lässt sich die Bulli-Familie von Begegnungen und Zufällen leiten. Der Verzicht auf den alltäglichen Luxus und das Erfordernis, sich immer wieder auf neue, unbekannte Situationen und die unterschiedlichsten Menschen einstellen zu müssen, machen die Reise erst zu dem, was sie ist: zweieinhalb Jahre Abwechslung und Abenteuer, zweieinhalb Jahre intensives Leben.

Das spannende Reisetagebuch mit vielen Fotos, Filmen und sonstigen Informationen ist auf der Internetseite www.vollepulle.net abrufbar.

Videos von der Südamerika-Reise:

Katrin Mackrodt